System der Alarmsirenen in Deutschland wieder aktiv

Aktivierung des Sirenensystems in Deutschland

Das Sirenensystem in Deutschland wird derzeit bundesweit reaktiviert. Während des Kalten Krieges spielten Alarmsirenen eine entscheidende Rolle, um die Bevölkerung vor Katastrophen und Angriffen zu warnen. In den 1990er-Jahren wurde das Sirenensystem in fast allen Städten, Dörfern und Gemeinden abgebaut oder stillgelegt. Angesichts neuer Bedrohungsszenarien erleben die Alarmsirenen nun ein Comeback. Doch warum genau wird dieses System wieder in Betrieb genommen? Vor welchen Gefahren stehen wir in Deutschland?

Schutz durch Alarmsirenen

Im Zweiten Weltkrieg wurden Alarmsirenen installiert, um vor Luftangriffen zu warnen. Die Bürger suchten bei Alarm Schutz in Bunkern und konnten diese nach Entwarnung wieder verlassen. Nach dem Krieg blieb das Sirenensystem erhalten, da während des Kalten Krieges die Gefahr eines Atomkriegs oder biochemischer Angriffe bestand. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 schien das Sirenensystem nicht mehr notwendig und wurde weitgehend demontiert oder nur noch selten verwendet.

Alarmsirenen dienen dem Schutz der Bevölkerung, indem sie vor verschiedenen Gefahren warnen. Die Zivilschutzsignale umfassen Warnungen vor Naturkatastrophen (wie Überschwemmungen, Hochwasser und Stürmen), Chemieunfällen, nuklearen Störfällen und ABC-Unfällen. Im militärischen Bereich werden sie bei bewaffneten Angriffen aktiviert, um eine möglichst große Zahl von Menschen zu erreichen.

Neben den Sirenen erfolgt die Warnung der Bevölkerung auch über Radio, Fernsehen, Internet, SMS, Radiowecker und Festnetz. Früher bestand das Sirenennetz aus über 100.000 Alarmsirenen, doch dieses Netz wurde inzwischen drastisch reduziert und wird schrittweise wieder aufgebaut. Die aktuellen Zivilschutz-Warndienste bestehen nur in begrenztem Umfang. Großstädte wie Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Berlin, München, Hamburg oder Karlsruhe verfügen über ein flächendeckendes Sirenennetz. Regelmäßige Funktionstests der Alarmsirenen sind üblich.

Seit dem Abbau des Sirenennetzes gibt es keine bundeseinheitlichen Sirenensignale mehr. Stattdessen wird ein einheitliches Katastrophenwarn- und Alarmsignal verwendet. Bei diesem Signal handelt es sich um einen auf- und abschwellenden Heulton von einer Minute Dauer, der als Luftalarm bekannt ist. Bei einem solchen Signal sollen wir geschlossene Räume aufsuchen, Fenster und Türen schließen und Klimaanlagen ausschalten. Zudem soll das Radiogerät eingeschaltet werden, um weitere Verhaltenshinweise zu erhalten. Nach Ende der Gefahrenlage ertönt ein einminütiger Dauerton zur Entwarnung.

Gründe für die Reaktivierung der Alarmsirenen

Die Wiedereinführung der Alarmsirenen ist eine logische Reaktion auf die veränderte globale Lage seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bedroht fast alle westlichen Staaten, und die Einheit Europas wird durch eine Rückkehr zum Nationalismus gefährdet. Die Flüchtlingskrise bleibt trotz einer Vereinbarung mit der Türkei ein schwieriges Problem. Der Terroranschlag von Paris im November 2015 hat die Bedrohung durch Terrorismus weiter verschärft. Zwar gab es in Deutschland bislang keinen Terrorakt, die Gefahr besteht jedoch weiterhin.

Das Misstrauen unter den Menschen nimmt zu und kann im schlimmsten Fall zu Unruhen führen. Ein militärischer Angriff scheint unwahrscheinlich, obwohl Berichte existieren, dass Russland an einer Destabilisierung von Deutschland und Europa arbeitet.

Eine europaweite Katastrophe könnte entstehen, sollten die maroden belgischen Atomkraftwerke Doel 3 und Tihange 2 einen ernsthaften Störfall erleben, vergleichbar mit den Katastrophen von Fukushima oder Tschernobyl. Ein solcher Super-GAU würde Millionen Menschen bedrohen, die dann Schutz suchen müssten. Der radioaktive Niederschlag würde sich über Europa ausbreiten, Felder kontaminieren und die Lebensmittelversorgung stark beeinträchtigen. Infolgedessen würden die Alarmsignale ertönen, die Bevölkerung zur Ruhe aufgefordert werden, und es könnte zu Panik kommen. Nach einiger Zeit könnten Unruhen ausbrechen, soziale und gesellschaftliche Strukturen könnten zerfallen.

Die Reaktivierung der Zivilschutzsignale ist ein notwendiger Schritt, weil sich die Welt verändert hat und wir Bürger uns auf eine unsichere, vielleicht sogar dystopische Zukunft einstellen müssen. Die Welt, wie wir sie heute kennen, wird in ein paar Jahren nicht mehr dieselbe sein, es sei denn, wir halten zusammen und verbessern unsere Kommunikation, anstatt misstrauisch gegenüber unseren Mitmenschen zu sein.

Andreas Krämer