Das Geheimnis des Luftschiffs L-8

Luftschiff L-8

Das Prallluftschiff L-8 der US-Marine aus der L-Klasse sorgte während des Zweiten Weltkriegs als „Geisterschiff der Lüfte“ für Aufsehen, als es am 16. August 1942 ohne Besatzung auf kalifornischem Boden landete. Gebaut und geliefert von Goodyear, diente das L-8 vor Kriegsbeginn als fliegende Werbeplattform und gehörte zu einer Lieferung von 23 Blimps an die Marine. Trotz ihrer geringen Nutzlast und Reichweite wurden die Blimps zu Beginn des Krieges für Aufklärungs- und Suchmissionen eingesetzt. Das Verschwinden der zweiköpfigen Besatzung der L-8 bleibt bis heute ein ungelöstes Rätsel.

Wie das Luftschiff L-8 zum Geisterschiff wurde

Der Ersteinsatz des L-8 fand am 8. März 1942 statt. Er startete von Treasure Island, einem Marinestützpunkt in der Bucht von San Francisco. Besondere Bekanntheit erlangte das Luftschiff durch eine Mission am 11. April 1942, als es Bauteile für die B-25-Bomber des Doolittle Raids zur Bombardierung Tokios zum Flugzeugträger USS Hornet transportierte. Ab Juni 1942 führte die Besatzung von einem Stützpunkt nahe Los Angeles in San Pedro aus weitere Missionen durch.

Am 16. August 1942 machte das L-8 Schlagzeilen, als es auf einer Straße in Daly City landete. Obwohl die Hülle erschlafft war, liefen die Motoren, und die Kabine war unversehrt. Die zweiköpfige Besatzung war spurlos verschwunden. Der Auftrag der Crew war es, vor San Francisco eine Patrouille durchzuführen. Gestartet vom Marinestützpunkt Treasure Island um 6:03 Uhr morgens, sollte die Patrouille in der Nähe der Farallon-Inseln nach feindlichen U-Booten suchen und auf dem Hauptstützpunkt Moffett Field enden. Die Besatzung bestand aus dem 27-jährigen Piloten Lt. Ernest DeWitt Cody und dem 38-jährigen Co-Piloten Ensign Charles Adams. Der Mechaniker J. Riley Hill war nicht an Bord, da das Luftschiff durch Morgentau zusätzlich beschwert war. Der letzte Funkspruch wurde um 7:42 Uhr empfangen, als Cody über einen Ölfilm berichtete, der fünf Meilen östlich der Farallon-Inseln gesichtet wurde.

Japanische U-Boote entdeckt?

Der gemeldete Ölfilm deutete auf die Anwesenheit japanischer U-Boote in der Bucht von San Francisco hin. Cody und Adams wollten das weiter untersuchen. Nach ihrer letzten Nachricht, einem kurzen „Stand by“, verstummten weitere Kommunikationsversuche. Als keine Antworten mehr kamen, startete die Marine eine Suchaktion mit zwei Kingfisher-Wasserflugzeugen, die das Luftschiff entdeckten und Rauchkörper abwarfen. Das letzte Sichtung des L-8 erfolgte zwischen 9:00 und 9:45 Uhr.

Etwa 45 Minuten später wurde der Blimp in einer Höhe von 600 Metern über den Wolken gesichtet – doppelt so hoch wie üblich. Kurz darauf begann das Luftschiff zu treiben und verschwand schließlich in den Wolken, vermutlich bereits ohne seine Crew. Eine halbe Stunde später landete das L-8 auf einem Fahrwerksrad in der Bellevue Avenue in Daly City. Die Marine fand das Luftschiff nahezu unbeschädigt vor; Funkgerät, Rettungsfloß, Waffen und Geheimdokumente waren noch an Bord. Nur die Kabinentür stand offen.

Suche nach der Besatzung

Nach der Landung demontierte die Marine Hülle und Leitwerk des L-8 und transportierte es per LKW zurück zum Moffett Field. Trotz intensiver Suche und Befragungen blieben Cody und Adams verschwunden. Die Untersuchungen führten zu keinem Ergebnis, und die Marine musste die Suche einstellen. Es bleibt unklar, warum die beiden Männer die Kabine verlassen hatten.

Nach einer Reparatur wurde das L-8 während und nach dem Krieg weiterhin eingesetzt. Heute ist die Gondel des Luftschiffs im National Museum of Naval Aviation in Florida ausgestellt.

Das Schicksal der Crew des Starrluftschiffs L-8 bleibt ein ungelöstes Mysterium.

Andreas Krämer